12.03.2015

Der Ziegelstein

Ein junger und erfolgreicher Manager fuhr mit seinem neuen Auto in hoher Geschwindigkeit. Plötzlich kam ein Ziegelstein geflogen und schlug mit Gewalt auf die Seitentür des Wagens. Der Fahrer bremste scharf und schaltete den Rückwärtsgang ein, bis zur Stelle, wo der Stein hergekommen war. Er sprang aus dem Wagen, packte den kleinen „Verbrecher“ und schob ihn gegen den geparkten Wagen: „Warum hast du das getan? Wer bist du? Weißt du, welchen Schaden du mir gemacht hast? Dies ist ein neues und teures Auto, verstehst du? Der Ziegelstein, den du geworfen hast, wird mich viel Geld kosten! Warum hast du das getan?“
„Bitte, Herr, entschuldigen Sie mich, ich wusste nicht, was ich tun sollte!“, bat der Knabe. „Niemand wollte hier sein Auto stoppen, um mir zu helfen.“ Tränen strömten über seine Wangen, während er in Richtung eines umgefallenen Rollstuhles hinwies. „Es ist mein Bruder. Er rollte ohne Hemmung über den Randstein der Straße und fiel aus seinem Rollstuhl. Ich habe nicht die nötige Kraft, ihn aufzuheben. Können Sie mir vielleicht helfen, ihn in seinen Rollstuhl zurückzubringen? Er hat sich verletzt und ist zu schwer für mich.“

Bildquelle: www.kunst-fuer-alle.de
Tief bewegt und ohne ein Wort zu sagen, ging der Autofahrer zum kleinen Verunglückten, hob ihn auf und setzte ihn wieder in seinen Rollstuhl. Dann nahm er sein Taschentuch, wischte und prüfte die Schrammen und Wunden, um zu sehen, ob alles in Ordnung sei.
„Vielen Dank, Herr! Der liebe Gott wird Sie dafür segnen!“, bedankte sich der Junge, dann griff er mit beiden Händen zu und schob den Rollstuhl seines Bruders nach Hause.
Der junge Fahrer folgte ihm mit seinen Augen und bewegtem Herzen, während der Rollstuhl sich mehr und mehr entfernte. Dann kehrte er zu seinem Auto zurück. Es folgte ein langer, langsamer Weg bis nach Hause.
Die verbeulte Tür wurde niemals repariert. Der Fahrer ließ sie, wie sie war, um sich ständig daran zu erinnern, nicht so schnell durchs Leben zu rennen, dass jemand einen Ziegelstein werfen muss, um Aufmerksamkeit zu bekommen...

Aus dem Familienkalender 2012

Gesehen bei: Kerstin Werner / Kerstin Werner auch auf Facebook

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