19.02.2015

Nur Mutter?

Mutter sein ist harte Arbeit. Das erkennen bloß viele Menschen nicht. Vor allem Menschen, die glauben, Karriere mache man nur in der Chefetage eines Konzerns.
Diese Geschichte einer jungen Mutter wurde im Forum "Birth Psychology"entdeckt.
Die Frau schrieb:
Als ich vor ein paar Monaten meine Kinder von der Schule abholte, kam eine andere Mutter, die ich gut kenne, auf mich zugestürmt. Sie kochte vor Wut.
"Weißt du, was wir sind?" fragte sie. Bevor ich antworten konnte -- und ich hatte wirklich keine Antwort griffbereit -- platzte sie mit dem Grund für ihre Frage heraus. Sie war gerade von der Führerscheinstelle zurückgekommen, wo sie sich neue Papiere besorgt hatte. Als eine Frau am Schalter sie nach ihrem "Beruf" fragte, hatte Emily gezögert, unschlüssig darüber, wie sie sich einstufen sollte. "Was ich meine, ist", sagte die Frau am Schalter, "haben Sie einen Job oder sind Sie nur eine…"
"Selbstverständlich habe ich einen Job", sagte Emily. "Ich bin Mutter."
"Wir führen "Mutter" nicht als Berufsbezeichnung…. "Hausfrau" wäre zutreffend", sagte die Frau am Schalter mitfühlend. 
Bild von: The Huffington Post
Ich hatte ihre Geschichte vollkommen vergessen, bis ich selbst eines Tages in der gleichen Situation war, diesmal im Rathaus. Die Beamtin war ganz offensichtlich eine Karrierefrau. Souverän, gründlich und im Besitz eines wohlklingenden Titels wie "Vernehmungsbeamtin" oder "Stadtbeamtin".
"Und was ist Ihr Beruf", fragte sie. Ich weiß nicht, was mich dazu gebracht hat, es zu sagen. Die Worte kamen einfach aus meinem Mund.
"Ich bin eine Forschungsmitarbeiterin im Bereich der Kindesentwicklung und menschlichen Beziehungen."
Die Beamtin hielt inne, der Kugelschreiber hing auf halbem Weg in der Luft, und sie sah mich an, als hätte sie nicht richtig gehört. Ich wiederholte den Titel langsam und betonte die wichtigsten Worte. Dann sah ich ungläubig dabei zu, wie meine pompöse Berufsbezeichnung mit dicker, schwarzer Tinte auf dem offiziellen Fragebogen eingetragen wurde.
"Darf ich fragen", sagte die Beamtin interessiert, "was genau machen Sie in Ihrem Bereich?"
Gelassen und ohne eine Spur von Aufregung in der Stimme, antwortete ich: "Ich habe ein fortlaufendes Forschungsprogramm (welche Mutter hat das nicht) im Labor und im Feld (normalerweise hätte ich im Haus und im Garten gesagt). Ich arbeite für meine Chefs (die ganze verdammte Familie) und habe bereits vier Titel (alles Töchter)."
"Natürlich ist der Job einer der anspruchsvollsten in den Geisteswissenschaften (will mir irgendeine Mutter widersprechen)? Und ich arbeite häufig 14 Stunden am Tag (eigentlich sogar 24). Aber der Job ist eher eine Herausforderung als die meisten Nullachtfünfzehn-Karrieren und als Vergütung ist die Zufriedenheit viel wichtiger als Geld."
Es war deutlich mehr Respekt in der Stimme der Beamtin zu hören, als sie den Fragebogen vervollständigte, aufstand und mich persönlich zur Tür begleitete.
Als ich in unsere Einfahrt fuhr, ermutigt durch meine neue glamouröse Karriere, wurde ich von meinen Labor-Assistenten, 13, 7 und 3 Jahre alt, begrüßt. Und oben hörte ich unser neuestes Versuchsprojekt im Kindesentwicklungs-Programm (sechs Monate alt), das gerade das neue Stimm-Muster testete.
Ich fühlte mich erfolgreich. Ich hatte der Bürokratie eins ausgewischt. Und ich bin in die offiziellen Aufzeichnungen eingegangen als jemand, der angesehener und für die Menschheit unentbehrlicher ist als "nur eine Mutter" 
ZUHAUSE…
Was für eine glorreiche Karriere! Besonders, wenn da ein Titel an der Haustür steht.
Gesehen bei: The Huffington Post

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