Es war einmal ein junger Bauer, der wollte
seine Liebste treffen. Er war ein ungeduldiger
Geselle und viel zu früh gekommen. Und verstand
sich schlecht aufs' Warten. Er sah nicht den
Sonnenschein, nicht den Frühling und die Pracht der
Blumen.
Ungeduldig warf er sich unter einen Baum
und haderte mit sich und der Welt. Da stand plötzlich
ein graues Männlein vor ihm und sagte: Ich weiß, wo
dich der Schuh drückt. Nimm diesen Knopf und nähe
ihn an dein Wams. Und wenn du auf etwas wartest
und dir die Zeit zu langsam geht, dann brauchst du
nur den Knopf nach rechts zu drehen, und du
springst über die Zeit hinweg bis dahin, wo du willst.
Er nahm den Zauberknopf und drehte: und schon
stand die Liebste vor ihm und lachte ihn an. Er drehte
abermals: Und saß mit ihr beim Hochzeitsschmaus.
Da sah er seiner jungen Frau in die Augen: Wenn wir
doch schon allein wären...Wenn unser neues Haus
fertig wäre...Und er drehte immer wieder. Jetzt fehlen
uns noch die Kinder und drehte schnell an dem
Knopf.
Dann kam ihm neues in den Sinn und konnte es nicht
erwarten. Und drehte, drehte, dass das Leben an
ihm vorbei sprang, und ehe er sich's versah, war er
ein alter Mann und lag auf dem Sterbebett. Und
merkte, dass er schlecht gewirtschaftet hatte. Nun,
da sein Leben verrauscht war, erkannte er, dass auch
das Warten des Lebens wert ist. Und er wünschte
sich die Zeit zurück.
Heinrich Spoerl (1887-1955), dt. Schriftsteller
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